Mitte des vorigen Jahrhunderts aufgewachsen, erinnere ich mich noch gut an die kleine Werkstatt in unserer Nachbarschaft. Ich habe mich gern dort aufgehalten. Den Geruch von Leder und Leim in der Nase, staunte ich über unterschiedlich große Leisten, allerlei Leder, verklebte Töpfe und alte Schachteln in den Regalen. Werkzeuge wie Zange, Ahle und Messer lagen griffbereit. Eine Nähmaschine stand mitten im Raum.
Bild von Matthias Böckel auf Pixabay
Die Schuster, Vater und Sohn, saßen auf ihren dreibeinigen Schemeln auf einem Holzpodest vor ihren Schuhmachereisen, die Schürzen umgebunden. Stets freundlich, gut gelaunt und hilfsbereit, den Hammer in der Hand. Einen Schuh zu besohlen war kein Problem, manchmal genügte es ja, den abgetretenen Absatz zu erneuern. Sogar mit Holznägeln wurde noch gearbeitet. War ein Gürtel zu eng, wurde ein weiteres Loch gebohrt.
Für jedes Problem fand sich eine gute Lösung. Und was war man schuldig? Oft nur einen "Nickl", manchmal zwanzig Pfennig, wenn´s hoch kam "a Fuchzgerl", mehr nicht ...
"Da alt Schousta" lieferte die reparierten Schuhe auch noch selbst aus. Mit geschnürtem Rucksack machte er sich auf den Weg in die umliegenden Dörfer. Fröhlich zog der kleine Mann seines Weges, das Schuhwerk baumelte dabei auf seinem Rücken.
Zur Werkstatt gehörte auch ein kleines Geschäft. Es war kalt in dem Raum, in dem sich die weißen Schuhkartons türmten. Schuhe, Stiefel und "Dabbm" waren nur im Schaufenster zu sehen. Im Laden äußerte man zunächst einmal Wunsch und Größe, dann holte die Schricka Schoustari mit ernster Miene einige in Frage kommende Kartons aus den Regalen. Die Anprobe konnte beginnen ...
Aus der Feder von Hanni Schäfers
Impressionen